Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Der Autor beim Untersuchen von
Eiern in seinem Labor in Honolulu
Foto: F. Baensch

Text und Fotos: Frank Baensch, übersetzt aus dem Englischen (DK)

Die Aufzucht von Korallenfischlarven unterschiedlichster Familien steht ganz im Fokus von Meeresbiologie und Aquaristik. Neben anderen Fischgruppen bemüht man sich nun auch um Falterfische. Welche Schwierigkeiten hierbei auftreten und welche Teilerfolge bereits erreicht sind, verrät Frank Baensch.

Es war ein ruhiger, sonniger Tag im März 2012, und ich hatte gerade meinen fünften erfolgreichen Neuston-Netzfang entlang eines Riff-Dropoffs an der Westküste von Oahu abgeschlossen. Das Ziel waren pelagische Fisch-Eier, die an der Oberfläche schwimmen und für eine kurze Phase ihrer Entwicklung Bestandteil des Planktons sind. Kurze Zeit später, zurück im Labor, blickte ich durch die Okulare einer Stereolupe und triumphierte über den artenreichen Fang an Fisch-Embryonen, deren Identität noch unbekannt war.

Das Hawaii-Fischlarvenprojekt war noch ganz am Anfang. Mein Ziel war es, für die Aquaristik neue Korallenfisch-Arten zu finden, mit einem Lebenszyklus, der Aquakultur ermöglichen würde. Während meines Lebens direkt am Meer war ich zu der Erkenntnis gelangt, es sei für mein räumlich beengtes Labor der beste Weg, das Nadelöhr der Brutstocktier-Pflege bis zur Eiabgabe vorübergehend zu überspringen und die befruchteten Eier aus dem natürlichen Lebensraum zu gewinnen. Dies erlaubt mir, mich darauf zu konzentrieren, herauszufinden, wo bei der jeweiligen Spezies in der Larvenentwicklung die besonders kritischen (und für mich aufregendsten) Aspekte liegen.

Aus den Eiern, die ich gesammelt hatte, schlüpften Larven und zeigten allmählich die Formveränderungen, Pigmentierungsmuster und Verhaltensweisen, die die Larvenaufzucht so ungeheuer spannend machen. Einige Familien konnte ich direkt nach dem Schlupf bestimmen: den Kofferfisch an seinem breiten, runden und dunkelgelben Körper, die Muräne an ihrem markanten Kopf mit bezahntem Maul und dem schlangenförmigen Körper. Aber die meisten Larven waren für mein ungeschultes Auge noch nicht identifizierbar.

In dieser geheimnisvollen Fischbaby-Suppe fand ich eine Larvenform, die Ähnlichkeit mit einem Centropyge-Zwergkaiser hatte, einer Gattung, mit der ich schon mehr als ein Jahrzehnt gearbeitet hatte. Aber während die Centropyge-Larven vor der Flexion rötlich sind, war diese kräftig gelb. Einer dieser gelben „Centropygen“ lebte bis zum Tag 25 und überstand die Flexion, bevor er dann starb.

Die erste Falterfisch-Larve

Beim Untersuchen der toten Fischlarve unter dem Mikroskop entdeckte ich, dass der Kopf von knöchernen Platten umgeben war. Dieses Charakteristikum findet sich nur bei zwei Familien. Eine davon sind die Scatophagidae, die Argusfische, die aber in den Gewässern um Hawaii nicht zu finden sind. Die andere dieser beiden Familien, für Aquaristik und den natürlichen Lebensraum sehr wichtig, findet man hier sehr oft. Als ich verstand, dass es nur eine Falterfisch-Art der Gattung Chaetodon sein konnte, traf mich fast der Schlag und ich wurde euphorisch. (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 107