von Daniel Knop
Seescheiden sind sehr ungewöhnliche Tiere, die auf viele Korallenriffaquarianer große Faszination ausüben. Zwar gelten sie als kaum aquarienhaltbar, doch wer die richtigen Arten auswählt und ihnen im Artenbecken passende Bedingungen bietet, kann bisweilen eine regelrechte Massenvermehrung erleben.
Manch ein Zeitgenosse hält Seescheiden für etwas, das irgendwo in der Nähe eines Schwamms anzusiedeln ist – es ist bunt und filtriert, ebenso wie ein Schwamm. Irgendetwas Wirbelloses eben. Schwämme sind sie mitnichten, die Seescheiden, denn hinter ihrem farbigen Mantel schlägt ein kleines Herz. Die Meisten sind sehr erstaunt, wenn man ihnen die Tatsache bewusst macht, dass es sich bei Seescheiden nicht einmal um wirbellose Tiere handelt. Entwicklungsgeschichtlich sind sie weitaus höher organisiert als Schwämme und Korallen, sogar als Stachelhäuter, Weichtiere oder Krebse.
Ebenso wie der Mensch zählen Seescheiden zu den Chordatieren. Das bedeutet, dass sie in bestimmten Entwicklungsstadien gleiche anatomische Merkmale besitzen, wie der Mensch: Im Körperinnern befindet sich ein stabförmiges Stützelement namens Chorda dorsalis, aus dem bei Wirbeltieren die Wirbelsäule entsteht. Parallel dazu verläuft das Neuralrohr, die erste Entwicklungsstufe des Zentralnervensystems – hieraus bilden sich bei Wirbeltieren Gehirn und Rückenmark.