Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Raumkonkurrenz – wie hier zwischen
zwei Steinkorallen – kommt durch
chemische Substanzen zustande,
die sich oft auch in der Humanmedizin
nutzen lassen

Dr. Samuel Nietzer

Tiere aus dem Korallenriff stehen zunehmend im Fokus der Wissenschaft, weil viele der Wirkstoffe, die sie zum Überleben bilden müssen, auch im menschlichen Körper nützliche Wirkungen entfalten könnten. KORALLE-Autor Dr. Sam Nietzer ist mit solchen Forschungsarbeiten befasst, auch mit der Hilfe von Meerwasseraquarien, und schildert hier die Vorgehensweise der Wissenschaftler.

Die Natur als Apotheke zu nutzen, ist nicht neu. Vermutlich schon lange, bevor der moderne Mensch vor mehr als 200.000 Jahren auf den Plan trat, wussten unsere Vorfahren um die Wirkungen bestimmter Pflanzen, Pilze oder anderer Organismen und nutzten diese gezielt. Heilkräuter und Pilze, verarbeitet und verabreicht von Schamanen, hatten unumstritten massive Einflüsse auf kulturelle Entwicklungen und den Erfolg der Spezies Mensch.
Zugrundeliegend war die Erkenntnis, dass bestimmte Pflanzen und Pilze Eigenschaften besitzen, die, sofern die nötige Kenntnis vorhanden ist, beinahe unglaubliche Effekte haben können: Schmerzen ließen sich lindern, zuvor unheilbare Krankheiten konnten behandelt werden, und psychotrope Pflanzen und Pilze beflügelten die Entwicklung verschiedenster Kulte und Religionen.

Die Ozeane als Wirkstoffquelle
Als mögliche Quelle für neuartige Wirkstoffe, unter anderem auch Antibiotika, rücken in den letzten Jahrzehnten die Ozeane immer stärker in den Fokus. Durch die Entwicklung von Techniken wie Tauchgeräten oder gar Unterwasserrobotern lassen sich diese Lebensräume immer besser erschließen und wissenschaftlich untersuchen. Besonders die tropischen Korallenriffe mit ihrer unglaublichen Biodiversität bei relativer Nährstoffknappheit könnten der Ursprung für unzählige neue Arzneien sein.
In einem Ökosystem, das so vielfältig und vor allem dynamisch ist, und in dem Platz oft den limitierenden Faktor für das Überleben stellt, entfaltet sich durch die Raumkonkurrenz eine ungeheure chemische Diversität. Ein Korallenriff ist geradezu ein Schlachtfeld, in dem Chemiewaffen aller Couleur zum Einsatz kommen, denn wenn mechanische Hilfsmittel für Angriff und Verteidigung wie Panzer, Kalkskelette, Stacheln, Schuppen oder andere Wuchsformen allein nicht ausreichen, wird oft in Chemie investiert.
Wir können dies in unseren Aquarien immer wieder selbst beobachten – von Kämpfen zwischen Korallen, die sich mit ihren Nesselgiften gegenseitig schädigen, über die äußerst (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 124