Danilo Ronchi & Dieter Brockmann
Glaubt man Politikern und Umweltschutzorganisationen, dann sind wir Meerwasseraquariner (mit)verantwortlich für das Sterben der Korallenriffe. Das Schlagwort „Raubbau“ ist immer wieder zu hören. Im Gegensatz zu der globalen Erwärmung, der Ansäuerung des Meerwassers und Umweltkatastrophen wie z. B. Deepwater Horizon und die Tankerunfälle vor Mauritius oder auch dem Großen Barriereriff ist der Impakt der Meerwasseraquaristik auf die Korallenriffe marginal. Dennoch müssen wir Lösungen anbieten, um die Wildentnahmen deutlich zu reduzieren und damit unser Hobby dauerhaft zu sichern. Und an dieser Stelle kommen die Korallenfarmen ins Spiel.
Der Bedarf an Nesseltieren für die Riffaquaristik ist riesengroß. Die genaue Zahl der importierten Korallenkolonien ist aus verschiedenen Gründen nur schwer abschätzbar. Dennoch gibt es einige sehr interessante und beeindruckende Zahlen. Bereits 2003 publizierten Wabnitz et al. vom Un Environment Program „World Conservation Monitoring Centre“ Schätzungen von jährlich 11–12 Millionen Steinkorallenkolonien und 390.000 Weichkorallenkolonien für die Meerwasseraquaristik (Wabnitz & al. 2003).
Dass diese Schätzungen wahrscheinlich zu hoch sind, zeigt eine 2021 publizierte Studie der Food and Agricultural Organization der UN, basierend auf belastbaren CITES-Daten für 2007–2016. Diese Studie spricht von 19,8 Millionen Korallenkolonien (entsprechend 24 Millionen Tonnen; Pavitt & al. 2021) für den genannten Zeitraum und beziehen sich auf alle verfügbaren Scleractinia-Arten.