Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

2-1a_aquarienportraet56Aquarium Deniz Sisman

Die Faszination der Korallenriffaquaristik ist tatsächlich international und umspannt den gesamten Globus, denn überall auf der Welt sind engagierte riffaquarianer zu finden. Werfen Sie einen Blick in das Korallenriff am Bosporus.

Meine aquaristische Karriere begann schon vor langer Zeit, in den 1980er-Jahren. Damals hielt ich in meinem Sommerhaus Meerwasserfische in Eimern und versorgte sie mit täglichen Wasserwechseln. Den „richtigen“ Einstieg in die Meerwasseraquaristik wagte ich 1991 mit meinem ersten Clownfisch, der auch gut gedieh, bis er schließlich durch einen defekten Heizstab ein tragisches Ende fand. Aufgegeben habe ich aber nicht – im Gegenteil, der Meerwasseraquarien-Bazillus hat mich seither nicht mehr losgelassen. Damals bastelte ich Filter und Abschäumer aus Plastikflaschen, Jogurtbechern und Ähnlichem. Mein Meerwasser stammte direkt aus dem Marmarameer – wenn man eine solche Möglichkeit hat, lässt sich viel Geld sparen. Zunächst pflegte ich nur reine Fischbecken, aber später, auf der Interzoo im Jahr 1998, lernte ich die Schönheit tropischer Korallen und anderer Wirbelloser kennen. Nach ersten Versuchen mit verschiedenen Nesseltieren in einem Nano-Riffaquarium und der Lektüre zahlreicher Bücher wurde mir klar, dass es an der Zeit war, ein „richtiges“ Korallenriffaquarium einzurichten. Heute ist mein Traum wahr geworden; ich pflege nicht nur einen funktionierenden Aquarien-Biotop, sondern vermehre auch Weich- und Steinkorallen sowie Korallenfische.

2-1b_aquarienportraet56Das hier vorgestellte Aquarium wurde im April 2005 mit einem Mischbesatz aus Weichkorallen und großpolypigen Steinkorallen (LPS) eingerichtet. Als vermutlich erster Meerwasseraquarianer in der Türkei setzte ich die modernen T5-Leuchtstoffröhren ein und baute mir aus mitteldichten Faserplatten (MDF) eine Hängeleuchte mit vier Röhren – was ich heute für viel zu wenig halte. Daher wurde die Lampe mit der Zeit um mehrere Röhren erweitert, und mittlerweile sorgen zehn T5-Röhren mit Einzelreflektoren für Licht im Aquarium. Ganz am Anfang, als die Korallen noch klein waren, konnte der Bedarf an Mineralstoffen recht leicht durch Fertigprodukte in Pulverform gedeckt werden. Je mehr kleinpolypige Steinkorallen (SPS) jedoch hinzukamen, umso schwieriger wurde es, die nötige Konzentration der Mengenelemente aufrecht zu erhalten. Also musste ein Kalkreaktor her – wieder ein Gerät „Marke Eigenbau“, denn hochwertige Markenprodukte waren in der Türkei einfach zu teuer. Mit zunehmendem Wachstum der Steinkorallen musste auch das Konzept der Wasserbewegung überdacht werden. Die Umwälzung von anfänglich nur 1.500 l/h wurde schrittweise auf aktuell über 13.000 l/h erhöht.

2-1c_aquarienportraet56So gut die Korallen auch wuchsen, zwischendurch mussten einige Tiefs überwunden werden. Wild wuchernde Xenia, Fadenalgen, Glasrosen und Acropora-Strudelwürmer machten mir und meinem Aquarium schwer zu schaffen. Bei den Glasrosen und der „Xenia-Plage“ konnte ein fleißiger und ziemlich gefräßiger Tangfeilenfisch (Acreichthys tomentosus) leicht Abhilfe schaffen. Auch die Fadenalgen ließen sich durch den Einsatz von Phosphat-Adsorber und die Anschaffung eines pflichtbewussten Seehasen (Dolabella auricularia) schnell kontrollieren. Den hartnäckigen Acropora-Strudelwürmern hingegen war nicht so einfach beizukommen – durch sie verlor ich viele prächtige Acropora-Stöcke. Aber: Aus Fehlern wird man klug, und daher unterziehe ich heute (nachdem die Strudelwürmer endlich Vergangenheit sind) jede neue Koralle einer Quarantäne, bevor sie ins Aquarium einzieht.

2-1d_aquarienportraet56Nahezu jede meiner Korallen ist aus einem kleinen Ableger gewachsen und produziert heute selbst welche, die an andere Aquarianer weitergegeben werden. Auch meine Fische sind äußerst vermehrungsfreudig: Neben den Amphiprion percula sind es vor allem die Pterapogon kauderni, die mir mit regelmäßigem Nachwuchs Freude bereiten.

Deniz Sisman

Artikel KORALLE 56: 56–58