KORALLE: Liegt in LED-Beleuchtung tatsächlich die Zukunft? Was ist Ihrer Meinung nach das stärkste Argument dafür, in der Meerwasseraquaristik auf diese Technologie umzurüsten?
Hans-Werner Balling: Für kleine und mittlere Becken habe ich da keine Zweifel. Neben der fünfzigprozentigen Stromersparnis ist die Qualität des Lichtes das stärkste Argument für LEDs. Das gleichmäßige Spektrum und der Lichtkringeleffekt werden allenfalls von Halogen- Metalldampflampen in dieser Schönheit erreicht. Dass die besondere Stärke der LED-Technologie im blauen Spektralbereich liegt, ist für die Meeresaquaristik ein großer Vorteil.
KORALLE: Einige Zeitgenossen begegnen der LED-Technologie mit Skepsis. Welche Gründe hierfür vermuten Sie – die Angst vor dem Neuen?
Hans-Werner Balling: Die Gründe dafür sind verschieden. Sicherlich gibt es einige Aquarianer, die bevorzugt auf Bewährtes setzen und Neuerungen gegenüber reserviert sind. Ich glaube, hier zeigt diese Technologie bereits, dass Korallen sehr gut unter LED gehalten werden können. Alles andere wäre auch verwunderlich, ähnelt doch das LED-Licht wie kein anderes dem Licht in einigen Metern Wassertiefe.
Andere warten darauf, dass die Leistungen der LEDs auf kleinem Raum noch gesteigert werden können. Hier sehe ich aber schon ein sehr hohes Niveau erreicht, das sicher bald an physikalische Grenzen stoßen wird.
KORALLE: Hand auf‘s Herz – ist LED-Licht unter ästhetischen Gesichtspunkten eigentlich „schön“ oder kann es nur mit technischen Trümpfen überzeugen?
Hans-Werner Balling: Kein Zweifel, das Licht aus sorgfältig konzipierten und durchdachten LED-Leuchten gehört zum schönsten Licht, mit dem man ein Riffaquarium beleuchten kann. Es wirkt außerordentlich brillant und klar. Diese subjektive Wahrnehmung und Empfindung sind dem sehr gleichmäßigen Spektrum und dem ausgeprägten Sonnenkringeleffekt zuzuschreiben. Selbst im direkten Vergleich zu einer Halogen-Metalldampflampe kann das LED-Licht mindestens bestehen, und ich meine, dass es sogar noch etwas mehr Brillanz in das Becken bringt.
KORALLE: Wenn Sie für sich selbst ein Aquarium im Sinne einer stromsparenden „grünen“ Meerwasseraquaristik ausschließlich mit LED-Beleuchtung ausstatten sollten – wie groß würde es sein, welche Tiere würden darin gepflegt werden und für wie viele LEDs welchen Typs würden Sie sich entscheiden?
Hans-Werner Balling: Sicher ist die Meeresaquaristik immer ein Kompromiss, zwischen einer Idealvorstellung, wie das Becken aussehen soll, dem, was man persönlich noch für ökologisch vertretbar hält und dem Machbaren. Meiner Erfahrung nach lassen sich Aquarien zwischen 400 und 800 l am besten pflegen. Ich könnte mir gut ein Becken mit den Abmessungen 130 x 70 x 60 cm vorstellen, beleuchtet mit der SunaLED 1170 SL Marine.
Auf jeden Fall würde ich ein paar brutpflegende Fischarten in das Becken setzten, ganz sicher ein paar Demoisellen und eine Kupferanemone mit einem passenden Amphiprion- oder Premnas-Pärchen, natürlich aus Nachzucht. Da ich es nicht übers Herz bringe, lebende Tiere einfach zu „entsorgen“, würde ich mich gegen die schnellwachsenden Lederkorallen und Scheibenanemonen und für großpolypige Steinkorallen mit einigen wenigen Acorpora- und Montipora-Arten entscheiden.
Das LED-Licht lässt die Fluoreszenzfarben der Korallen besonders schön leuchten. Ein Algenfilter mit Rotalgen, beleuchtet mit 2 SunaECO 500, produziert in der Nacht Sauerstoff und gleichzeitig das bevorzugte Frischfutter für Doktorfische, die auch ihren Platz in diesem LED-Aquarium finden würden. Da die modernen Propellerpumpen ebenfalls einen geringen Stromverbrauch aufweisen, wäre dieses Technikkonzept mit einem Stromverbrauch von rund 4,5 Kilowattstunden pro Tag im Vergleich zu einem entsprechenden Becken vor 10 Jahren sicher als „grün“ zu bezeichnen.
Bildnachweis:
Interzoo: I. Krause
E. paraancora: H. W. Balling