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von Hans-Werner Balling

Aus einem hässlichen Entlein kann auch im Aquarium ein schöner Schwan werden, wie dieser Bericht zeigt.

Die Gattung Asparagopsis besteht derzeit aus nur zwei Arten: Asparagopsis armata und A. taxiformis. Der Gametophyt von A. armata besitzt harpunenähnliche Triebe, mit denen er sich epiphytisch auf anderen Algen verankert, der Gametophyt von A. taxiformis hingegen hat wurzelähnliche Triebe, mit denen er sich in Sand und Gestein verankert. Außerdem weist Letzterer dichtere, buschige Assimilationstriebe auf.

Die fädig aufgebauten Tetrasporophyten beider Arten gleichen sich äußerlich und lassen sich nur durch die etwas unterschiedlichen Zellgrößen oder genetisch unterscheiden. Während A. armata eine südliche Art aus kühl-gemäßigten Meeresteilen von Australien und Neuseeland darstellt, ist A. taxiformis in warmen und tropischen Meeren nahezu weltweit verbreitet. Obwohl letztere Art im östlichen Mittelmeer möglicherweise heimisch ist und von dort erstbeschrieben wurde, gelten beide Spezies im Mittelmeer als invasiv, da sie sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet haben.

 

Rote Algenfäden

Viele Aquarianer kennen Asparagopsis, mitunter immer noch als Falkenbergia bezeichnet, aus eigener leidvoller Erfahrung. Die roten Fäden des Tetrasporophyten, auch Falkenbergia-Phase genannt, können insbesondere in jungen Aquarien das Gestein flächig überziehen und lassen sich nur schwer entfernen. Immer erwischt man nur wenige Fäden, und am Gestein sind sie so fest verankert, dass auch das Absaugen scheitert. Da Asparagopsis mit den nährstoffarmen Bedingungen im Riffaquarium gut zurecht kommt, kann sich der Aufenthalt dort auch ausgedehnt gestalten.

So entwickelten sich auch in unseren Aquarien im Firmenlabor über die Jahre einige Polster von Asparagopsis. Um den recht spektakulären Gametophyten wissend, wartete ich zunächst vergeblich auf dessen Erscheinen. Versuche, die Tetrasporen-Bildung und den aus den Tetrasporen hervorgehenden Gametophyten durch winterliche Verkürzung der Beleuchtungsdauer zu fördern, blieben erfolglos. Erst nach der Neueinrichtung der Anlage – und vielleicht durch die Nährstoffe aus abgestorbenem Riffgestein begünstigt –, erschien endlich im Spätsommer 2015, nach etwa 14 Jahren, der Gametophyt von Asparagopsis. Die kräftigen buschigen Triebe, die sich gerade am Anfang der Entwicklung bildeten, fanden bei Betrachtern ungeteilte Bewunderung: Endlich war aus dem „hässlichen Entlein Tetrasporophyt“ der prächtige Schwan entstanden, der Gametophyt von Asparagopsis.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 102