Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Korallenvermehrung durch „Kaiserschnitt“:
Andreas Kaiser demonstriert für die
KORALLE-Leser das Fragmentieren eines
Micromussa-Stocks mit einer Bandsäge

Text und Fotos: Daniel Knop

Acanthastrea, Micromussa & Co. lassen sich durchaus vegetativ vermehren, doch die Vorgehensweise beim Fragmentieren ist nicht ganz so einfach wie bei SPS-Korallen

Steinkorallen im Aquarium zu gesundem Wachstum zu bringen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Hat man die einmal bewältigt, dann ist das vegetative Vermehren eigentlich eine relativ leichte Übung, zumindest im Vergleich zum Vermehren von Weichkorallen. Es geht dabei eigentlich nur darum, das Skelett an der gewünschten Stelle zu trennen, ohne vielen Polypen das vitale Gewebe zu schädigen.
Prinzipiell gleicht das Vorgehen also dem Vermehren von kleinpolypigen Steinkorallen (SPS) wie Montipora oder Acropora; wir fragmentieren und befestigen das Fragment an neuem Substrat, der Einfachheit halber meist einem künstlichen. Worin sich das Ganze doch massiv davon unterscheidet, ist die Wahl des passenden Werkzeugs, denn während die meisten SPS-Korallen dünne und fragile Skelette bilden, die sich leicht von Hand oder mit einer Zange brechen lassen, dürfte dies bei Acanthastrea, Micromussa & Co kaum jemals gelingen. Sie sollten das auch gar nicht versuchen, denn dazu müssten Sie die Korallen sehr fest halten und starken Druck auf die Polypen ausüben, was unweigerlich das empfindliche, zarte Polypengewebe zwischen Hand und Korallenskelett zerquetschen würde, z. B. auf dem Oberrand der Septen (bzw. korrekt ausgedrückt, den Septocostae).
Schon wenn Sie eine solche Koralle in die Hand nehmen, spüren Sie augenblicklich, dass sie ein ungleich höheres Gewicht hat als jede kleinpolypige Steinkoralle. Bisweilen hat man das Gefühl, einen kleinen Dachziegel auf der Handfäche zu tragen, zumindest im Vergleich mit einer Montipora, Seriatopora oder Acropora. Diese Korallen haben es in sich, im direktesten Wortsinn, denn ihr Skelett ist erheblich dichter als das jeder SPS-Koralle.
Kleinpolypige Steinkorallen konnten sich im hell beleuchteten Flachwasser tropischer Meere nur durch einen Trick etablieren: Die Lebensbedingungen sind hier unwirtlich und für so empfindliche Organismen wie einen Korallenpolypen eigentlich völlig ungeeignet. Temperatur, pH-Wert und Salzgehalt ändern sich in der Oberflächenzone oft so schnell und dramatisch, dass quasi regelmäßig ein gewisser Prozentsatz des Korallenbestands zugrunde geht. Um das zu kompensieren, mussten diese Korallen schnell wachsen, und das führte zwangsläufig zu einem poröseren Kalkskelett, denn die Kalksynthese ist für eine Koralle eine mühselige und zeitraubende Angelegenheit. Sie bezahlt also quasi für ihre erheblich verbesserte Regenerationsfähigkeit mit der geringer gewordenen Stabilität ihres Kalkskeletts. Und uns Aquarianern macht sie das Fragmentieren dadurch sehr leicht. Anders bei Acanthastrea, Micromussa & Co., denn für sie brauchen wir technische Hilfe. (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 113