Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Gesunde Riesenmuscheln wie diese
Tridacna maxima sind in jedem
Riffaquarium eine Augenweide

Text: Dr. Dieter Brockmann

Parasiten aller Couleur sind in der Meerwasseraquaristik ein großes Problem, insbesondere bei Importen aus meergestützten Nachzuchtfarmen und bei Wildfängen. Die zahlreichen „Trojaner“ können im Riffaquarium ganze Bestände von Steinkorallen zerstören. Aber nicht nur die Scleractinien sind betroffen. Auch eine andere Tiergruppe kann epidemieartig befallen werden: Riesenmuscheln.

Riesenmuscheln der Familie Tridacnidae sind seit den Anfängen der modernen Korallenriffaquaristik sehr beliebte Pfleglinge. Vielleicht mit Ausnahme der Pferdehufmuscheln der Gattung Hippopus sind sie leicht zu pflegen, besitzen ansprechend gefärbte Mantellappen und können, artgerechte Pflege vorausgesetzt, sehr alt werden. Sie stellen für jedes Riffaquarium eine Bereicherung dar, zumal sie sich auch als resistent gegen Nesselgifte der meisten Korallen zeigen. Nur eine Abschattung des Lichts mögen sie nicht, da sie über die Translokationsprodukte ihrer symbiotischen Algen einen Großteil ihres täglichen Energiebedarfs decken. Ausfälle bei etablierten Exemplaren sind selten, können aber bei frischen Importen vermehrt auftreten.

Epidemien bei Riesenmuscheln
Gelegentlich wird im Fachhandel und unter Aquarianern über epidemieartige Ausfälle bei Importen von Riesenmuscheln der Gattung Tridacna berichtet. Die erste Erfahrung, die ich mit diesem Phänomen machte, betraf die herrlichen, blau-metallicfarbenen T. maxima aus dem Roten Meer, deren Import leider seit geraumer Zeit verboten ist. Mitte der 1980er-Jahre gelangte ein Import dieser Riesenmuscheln nach Deutschland. Nur wenige Tage nach der Eingewöhnung starben die Muscheln, obgleich sie sich anfänglich sehr schön öffneten. Zudem war zu beobachten, dass Muscheln, die im gleichen Becken gepflegt wurden, unabhängig von ihrem Ursprungsland angesteckt wurden und kurze Zeit später ebenfalls starben. Verantwortlich gemacht wurde eine Virusinfektion, meines Wissens allerdings, ohne dass der Erreger hätte identifiziert werden können.
Eine zweite Epidemie konnte ich etwa zehn Jahre später beobachten. Interessanterweise betraf sie ebenfalls T. maxima, diesmal aber aus dem indopazifischen Raum, ohne dass ich den Ursprungsort genau feststellen konnte.
Auch in der Literatur wird regelmäßig von solchen Epidemien berichtet. So beschreiben Sheppard & Phillips (2008) einen Import von 30 T. crocea aus einer vietnamesischen Zuchtfarm nach Florida, USA, die innerhalb einiger Wochen alle starben. Ursache dieses Massensterbens war aller Wahrscheinlichkeit nach der Erreger Perkinsus olseni. Über eine vergleichbare Infektion wurde 2009 berichtet (Reavill et al. 2009), die Importe von T. crocea aus Palau, Mikronesien, und T. gigas aus Tonga betraf. Auch hier starben Neuimporte genauso wie Altbestände im gleichen Aquarium. In diesem Fall scheint ebenfalls eine Perkinsus-Infektion die Ursache für das Massensterben gewesen zu sein. Aktuell sind Muscheln aus dem Südpazifik, Französisch-Polynesien, von vergleichbaren Infektionen mit entsprechenden Sterberaten betroffen. (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 113