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Über das Larvenstadium erzeugte
Leptastrea purpurea – ist diese
Steinkoralle ein zukünftiger
Modellorganismus für meeresbiologische
Forschung?

Text: Samuel Nietzer

Obwohl schon seit Langem an Korallen und deren Fortpflanzungsstrategien geforscht wird, gibt es immer wieder Besonderheiten, die mitunter einmalig sind. So auch im Fall einer Koralle aus der Familie der Faviiden, mit der in der Arbeitsgruppe unseres Autors bereits seit gut zehn Jahren gearbeitet wird.

Den meisten Aquarianern dürfte die Familie Faviidae gut bekannt sind, beherbergt sie doch beliebte Gattungen wie Favia und Favites (Veron 2000). Seit bei phylogenetischen Studien molekulare Techniken eingesetzt werden, um die Taxonomie der Steinkorallen zu überprüfen und zu ordnen, ändern sich allerdings viele der bisherigen Familien- und Gattungsverhältnisse. Auch die Familie der Faviiden wurde revidiert und in mehrere Familien unterteilt bzw. auf andere Familien aufgeteilt. So wird beispielsweise die Gattung Favites mittlerweile in die Familie Merulinidae gestellt, und die Gattung Leptastrea ist seit einer Revision durch Budd et al. im Jahr 2012 keiner Familie zugeordnet („incertae sedis“) (Budd et al. 2012). Der Einfachheit halber bleibe ich aber zunächst noch bei der bisher gewohnten Taxonomie.

Fortpflanzungsstrategien
Die erstaunlichste und einzigartige Eigenschaft von L. purpurea ist nicht ihre offensichtliche Anpassungsfähigkeit, sondern ihre Fortpflanzungsstrategie. Wie in KORALLE 100 beschrieben (Niezer 2016), gibt es bei Steinkorallen zwei unterschiedliche Strategien der sexuellen Fortpflanzung. Die mit Abstand am häufigsten vorkommende ist das Massenablaichen, bei dem die Korallen einer Spezies zeitgleich ihre Keimzellen an das umgebende Meerwasser abgeben. Das Synchronisieren dieses mitunter minutengenau einsetzenden Ablaichens erfolgt hauptsächlich über den Mondzyklus und die Tageslänge. Befruchtung sowie Embryonalentwicklung finden bei diesen Arten in der Wassersäule statt. Etwa 80 % der bekannten Steinkorallenarten pflanzen sich auf diese Weise fort.
Die zweite Fortpflanzungsstrategie, die auf der Zusammenführung männlicher und weiblicher Keimzellen beruht, ist das sogenannte Brüten. Dabei werden Spermien ins Wasser entlassen, die von anderen Korallen aufgenommen werden. Anschließend kommt es im Inneren des Polypen zur Befruchtung, wo sich auch die Planulalarven entwickeln. Nach einer gewissen Entwicklungsdauer werden die fertigen Larven in die Wassersäule entlassen.
Allerdings gibt es daneben Arten (beispielsweise Pocillopora damicornis), die Planulalarven neben der herkömmlichen Befruchtung auch durch Klonen produzieren können, also auf parthenogenetische Weise. Bei den meisten bekannten brütenden Arten findet die Fortpflanzung zu bestimmten Jahreszeiten oder in Zyklen statt.
Leptastrea purpurea verfolgt, zumindest in Guam, die Strategie des Brütens. Vieles deutet darauf hin, dass die Larven auf sexuellem Wege entstehen, da wir bei Sektionen von Polypen sowohl männliche als auch weibliche Keimbahnen feststellen konnten. Die Art pflanzt sich in Guam also als hermaphroditischer Brüter fort. (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 114