Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Drei Muränen teilen sich den Unterschlupf,
v. l. n. r.: Wellenmuräne (Gymnothorax
javanicus), Netzmuräne (G. favagineus),
Leoparden-Muräne (G. undulatus) Foto: D. Knop

Text: Dr. Marco Lichtenberger

Raubfische wie Muränen regulieren die Populationsstärke ihrer Beute-Spezies. Darüber hinaus leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung der Population und auch des Erbguts ihrer Beutetiere, weil kranke und schwache Tiere generell leichter erbeutet werden.

Räuber-Beute-Beziehungen fördern durch Selektion die Evolution der beiden beteiligten Arten. So hängt die Entwicklung des „Schleimschlafsacks“ von Papageifischen mit seiner Zusatzfunktion als Schutz vor Parasiten wahrscheinlich auch mit der nächtlichen Bejagung zusammen, z. B. durch Muränen (Winn & Bardach 1959). Die Relevanz von Muränen für marine Ökosysteme rückt dabei erst in jüngerer Zeit vermehrt in den Fokus.

Muränen in verschiedenen Ökosystemen
Die Anzahl von Muränen und auch ihre Bedeutung für ihr jeweiliges Ökosystem werden meist dramatisch unterschätzt. Hauptursache dafür ist, dass viele der als Zählungen („Census“) ausgeführten Studien nachtaktive Fische unterrepräsentieren und zu den oft tief im Riff lebenden Muränen keinen ausreichenden Zugang haben. Auch Taucher unterschätzen die Anzahl von Muränen in der Regel deutlich, weil sie diese Tiere relativ selten zu Gesicht bekommen. Mit gezielten wissenschaftlichen Methoden ausgeführte Studien ergeben deutlich höhere Zahlen an Muränen als rein optische Nachweise (Brock 1982), und selbst bei Ersteren ist von Muränen auszugehen, die im Riff verbleiben und nicht mitgezählt werden.
Eine modernere Studie zu Muränen vor Barbados fand durchschnittlich 5,6 Exemplare auf 125 m², was etwa 2,0 kg Muränen/125 m² entspricht (Gilbert et al. 2005). Für einige tropische Riffe in unterschiedlichen Meeresgebieten ist davon auszugehen, dass knapp 40 % der Raubfischmasse eines typischen Korallenriffs von Muränen unterschiedlichster Größen eingenommen wird, was sie sehr wahrscheinlich zur quantitativ bedeutendsten Raubfischfamilie im Ökosystem Korallenriff macht.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 115