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Heteroxenia-Polypen im Aquarium

Text: Daniel Knop

Weichkorallen waren in den 1980er- und 1990er-Jahren aquaristisch sehr populär. Inzwischen haben ihnen im Hobby die Steinkorallen den Rang abgelaufen, doch es lohnt sehr, sich mit ihnen intensiver zu beschäftigen, denn sie haben an Faszination nichts eingebüßt und sind zudem sehr pflegeleicht.

Was ist eine Weichkoralle? Zunächst liegt die Antwort auf der Hand, denn der Begriff ist im Prinzip selbsterklärend: Eine Weichkoralle ist eben weich, während harte Korallen als Steinkorallen bezeichnet werden, im englischen Sprachraum sogar als hard corals – sehr simpel. Schaut man aber genauer hin, wird die Sache unerwartet komplex, denn manche Weichkorallen sind gar nicht wirklich weich, wie z. B. bestimmte Hornkorallen, denn sie besitzen feste Skelette im Innern ihrer Äste. Und wenn wir Laien verwirren möchten, zeigen wir ihnen harte Weichkorallen: die Orgelpfeifenkorallen der Gattung Tubipora, die ein festes Skelett ausbilden. Spätestens hier erweist sich, dass dieser Begriff nicht wirklich immer zutreffend ist.
Doch es wird noch komplizierter. Viele unerfahrene Aquarienfreunde sind der Überzeugung, es sei sehr einfach: Koralle + weich = Weichkoralle. Folglich sehen sie in Krustenanemonen (Zoantidae) oder Scheibenanemonen (Corallimorphidae) Weichkorallen, denn die sind eben nicht hart, sondern weich. Das trifft aber doppelt daneben: Es sind nicht einmal Korallen. Und genau das ist auch aus wissenschaftlicher Perspektive eigentlich nicht zu rechtfertigen, denn molekulargenetische Untersuchungen konnten nachweisen, dass die Vorfahren von Scheibenanemonen in früheren Epochen durchaus Korallen waren, nämlich Steinkorallen (Medina et al. 2006). Sie haben – vermutlich in Zeiten sinkender pH-Werte des Meerwassers – ihr Kalkskelett aufgegeben, weil die Kalksynthese schwieriger und energieaufwendiger geworden war, und brachten eben Nachkommen ohne feste Strukturen hervor. Ihre Anatomie und Physiologie entsprechen jedoch weitgehend der von Steinkorallen. Besagte genetische Untersuchungen konnten zeigen, dass Scheibenanemonen z. B. mit der Steinkorallengattung Acropora deutlich enger verwandt sind als viele andere Steinkorallengattungen. Trotzdem bezeichnet man sie nicht als Korallen.
Der Grund für diese Unstimmigkeiten geht vor allem darauf zurück, dass all diese Begriffe historisch gewachsen sind und aus Zeiten stammen, in denen das Wissen über diese damals fremde Tierwelt der Meere noch sehr lückenhaft war. Hinzu kommt, dass unser menschliches Kategoriendenken oft mit dem, was die Natur hervorbringt (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 119