Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Goldstirn-Brunnenbauer (Opistognathus
aurifrons
) in seiner selbstgebauten
Wohnhöhle – wie intelligent sind Fische?

von Verena Klein

Was ist das, Intelligenz? Können Fische sie überhaupt besitzen? Und falls ja: Wie viel Intelligenz hat ein Fisch? Ist diese Eigenschaft vielleicht sogar überlebenswichtig für diese Tiere?

Bereits im ersten Teil dieser Beitragsserie wurde darauf verwiesen, dass der Begriff Intelligenz nicht artübergreifend gleich definiert werden sollte, weil sie sich von Spezies zu Spezies ganz unterschiedlich darstellen kann. Intelligenz wird nicht nur mit abstraktem Denken in Verbindung gebracht, sondern auch mit dem Grad der Auffassungsgabe, dem Begriffsvermögen, der Cleverness, dem Erkenntnisvermögen, mit Kreativität, Vernunft oder auch Scharfsinn. Einzelne „intelligente“, kognitive Fähigkeiten wurden bereits im ersten Teil dieser KORALLE-Beitragsserie aufgelistet und sollen nun genauer betrachtet und mit Beispielen aus der Unterwasserwelt versehen werden.
Im vorliegenden zweiten Teil wollen wir zunächst auf die individuelle Intelligenz eingehen. Welche Intelligenzleistungen bringen unsere Fische mit? Die Grundlage für ambitionierte Denkleistungen besteht nicht nur, wie bereits geschildert, im Vorhandensein eines Denkapparats in Form des Gehirns, sondern ist gewissermaßen auch abhängig von der Erkenntnis seiner selbst, also eines bestehenden Bewusstseins. Ein standardisierter und wissenschaftlich anerkannter Test für den Nachweis dieses „Ich-Bewusstseins“ ist der Spiegeltest. Dabei steht die schon philosophisch anmutende Frage im Raum: Ist sich ein Individuum seiner selbst bewusst? Und wie reagiert es auf sein Spiegelbild? Kommt der Spiegeltest zu einem positiven Ergebnis im Sinn von „das Tier erkennt sich“, so schließt man daraus, es müsse auch zu höheren kognitiven wie auch sozialen Leistungen befähigt sein.
Der einst von dem Psychologen Gordon G. Gallup für Primaten entwickelte Test gliedert sich in drei typische Phasen. Zunächst erkennt das Tier in dem Spiegelbild ein fremdes Individuum und verhält sich möglicherweise aggressiv. Das „Sich-selbst-Erkennen“ stellt einen Prozess dar, und so testet das Individuum das sich ihm bietende Bild, indem es ungewöhnliche Bewegungen vor dem Spiegel vollführt. Ist es dem Tier möglich, dieses vom Normalverhalten abweichende Verhalten mit seinem eigenen in Verbindung zu bringen, so kann man von einem positiven Verlauf des Tests ausgehen.
In der abschließenden Phase, in der das Erkennen erfolgt, sind die Tiere in der Lage, mithilfe des Spiegels sich selbst und ihre Bewegungen zu erkunden. 1970 sollten damit Schimpansen auf ihre Selbstwahrnehmung hin getestet werden. Insgesamt bestanden den Spiegeltest bis dato nur wenige Tiere aus den Reichen Säugetiere und Vögel. Unter denen, die ihn erfolgreich absolvierten, befinden sich – für uns wenig überraschend – Menschenaffen, Asiatische Elefanten, Große Tümmler und andere Zahnwale sowie Elstern, Keas, Tauben, Raben und Krähen. Verwunderlich: Hunde und Papageien sind nicht darunter. Und unsere Fische? (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 120