Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Überleben im Tentakelmeer

Johannes Mäulen

Durch Fortschritte in der professionellen Korallenfischnachzucht können Spezialisten mehr und mehr Arten zur Nachzucht bringen. Spontanvermehrungen direkt im Aquarium allerdings sind sehr selten – doch es gibt sie, wie Johannes Mäulen erlebte, und vielleicht gelingt es auch anderen Aquarianern, die Weichen in ihren Riffbecken so zu stellen, dass dies auch bei ihnen möglich ist.

„Fortis fortuna adjuvat“, schrieb Terenz vor mehr als zweitausend Jahren in seinem Werk „Phormio“, übersetzt etwa: „Dem Tapferen hilft das Glück“. Unwahrscheinlich, dass er dabei „Spike“ im Sinn hatte, den ersten Kauderni, der ganz auf sich selbst gestellt den Überlebenskampf in unserem Wohnzimmerriff erfolgreich überstand. Doch immerhin hat der clevere Kardinalbarsch genau nach diesem Motto gehandelt.
Unsere Pterapogon kauderni haben sich tatsächlich ohne unser Zutun im Aquarium vermehrt. Schon häufiger hatten diese Tiere den Paarungsakt vollzogen, und „Papa“ hatte hin und wieder eine Zeit lang kein Futter mehr angenommen. Jungtiere gesehen hatten wir jedoch noch nie – bis zum 25. September 2020.
Darf ich vorstellen: Spike. Er ist der Erste, der die Zeit nach dem Ende der Brutphase bei Papa im Maul überlebt hat und sich hier in einer Fimbriaphyllia divisa versteckt. Es gab bei diesem Gelege noch mehr Geschwister. Ich fing sie und setzte sie in eine kleine Aufzuchtstation innerhalb des Beckens, um sie dort durchzubringen. Leider war dieser Behälter jedoch nach oben hin geöffnet: Ich vermute, dass dies von unseren Weißband-Putzergarnelen (Lysmata amboinensis) als Einladung zur Zwischenmahlzeit verstanden und dankbar angenommen wurde, denn eines Morgens war die Station ratzeputz leer geräumt. Nur Spike, der schlaue Kerl, der sich nicht hatte einfangen lassen, versteckte sich weiterhin tapfer in einer Heliofungia actiniformis.
Erstaunlich fand ich hierbei, dass diese Stelle im Becken stark beströmt ist und der kleine Kardinalbarsch praktisch den ganzen Tag über gegen die Wasserströmung ankämpfen musste. Und zwar bis etwa Mitte Januar, als er knapp zwölf Wochen alt war. Erst dann war er groß genug, um (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 130