Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Der Große Fetzenfisch (Phycodurus eques)

Heiko Blessin

Drachen tauchen nicht nur in Märchen oder Fantasyfilmen auf. Es gibt sie auch in der Wirklichkeit! Meeresbiologe Heiko Blessin machte sich in Südaustralien auf die Suche nach Seedrachen – und wurde fündig!

Von der Corona-Problematik einmal abgesehen, fliegen Menschen aus den verschiedensten Gründen nach Südaustralien: Viele wollen sich einfach nur ein paar Felsblöcke im Meer zwischen Melbourne und Adelaide ansehen, die man „Die 12 Apostel“ nennt, andere wiederum besuchen Motorradrennen auf Phillip Island bei Melbourne, und wir Aquarien-Verrückten reisen um die halbe Welt, um ein paar der skurrilsten Fische zu beobachten: die Fetzenfische!
Wer diese Fische das erste Mal auf Fotos, in einem Film oder in einem Aquarium sieht, kann nur staunen und begeistert sein: knapp 50 cm lange Seenadeln in bunten Farben oder mit Hautanhängen, die sie wie Algen aussehen lassen. Ich denke, niemand von uns würde nach Südaustralien reisen, ohne im Meer nach diesen ganz besonderen Fischen Ausschau zu halten.
Es gibt zwei Arten von Fetzenfischen: den Großen Fetzenfisch (Phycodurus eques), von den Australiern „Leafy Seadragon“ (Blatt-Seedrachen) oder „Leafy“ genannt, und den Kleinen Fetzenfisch (Phyllopteryx taeniolatus), bei den Australiern als „Weedy Seadragon“ geläufig (Algen-Seedrachen). Beide Arten leben nicht in den warmen Regionen Australiens, sondern tatsächlich nur in den kalten Gewässern rund um die Südküste des Kontinents. Die Verbreitungsgrenze verläuft bei beiden Arten an der Westküste bis 200 km nördlich von Perth, komplett entlang der Südküste einschließlich Tasmanien und endet für die Großen Fetzenfische bei Melbourne, während die Kleinen Fetzenfische noch entlang der Ostküste bis zum Raum Sydney vorkommen.

Der erste Große Fetzenfisch
Meine erste Begegnung mit dem Kleinen Fetzenfisch, der mit 45 cm eigentlich gar nicht klein ist, fand bei Sydney statt. Tagsüber war ich beruflich beschäftigt, und so blieb nur die Nacht zum Tauchen. Ich fuhr mit dem Taxi abends vom Hotel kurz beim Tauchladen vorbei, um die vorher telefonisch georderte Pressluftflasche abzuholen, und weiter zum nächsten Strand namens Shelley Beach, etwas nördlich von Sydney. Das Taxi setzte mich am dunklen Strand mit meinem ganzen Gerödel ab, und weg war es. Für das recht frische Wasser mit 19 °C war ein 6-mm-Anzug schon nötig. Die Sonnenschirme am verlassenen, nächtlichen Strand wirkten etwas gespenstisch, aber die Vorfreude auf die Chance, Seedrachen zu finden, überwog alles andere. Ab ins kalte Wasser, kurz den Kompass auf die Küste einstellen und  (...)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 134