von Dr. Florian Timo Ludwig
Kaum irgendwo auf der Welt kann ein Korallenriffaquarianer so viele seiner Pfleglinge im natürlichen Lebensraum besuchen, wie in dem fernöstlichen Inselstaat, den sein Entdecker im Jahr 1543 nach dem spanischen Thronfolger Philipp benannte: Las Islas Filipinas.
Die Dämmerung setzt ein, die Tageshitze weicht, und man spürt vereinzelt einen angenehm kühlenden Luftzug. Ein kleiner, dunkelhäutiger Mann schiebt sein Fahrrad durch den vom Tag noch heißen Sand, voll beladen mit Styroporkisten. Mit lauten Rufen bietet er seine Ware feil: „Balut! Balut!“. Aus allen Richtungen kommen Menschen herbei, zerfledderte Pesoscheine wechseln den Besitzer. Bei dieser philippinischen Spezialität handelt es sich um angebrütete Enteneier, denen man eine aphrodisierende Wirkung nachsagt. Das – im übertragenen Wortsinn – Pikante: Je länger das Ei bebrütet wurde, umso weiter hat sich der Entenembryo im Innern entwickelt, und entsprechend mehr Courage ist nötig, um es zu verspeisen. Gern bieten die Filipinos ausländischen Touristen Balut an, als „Mutprobe“. „It makes you strong“, versprechen sie mit schelmischem Grinsen, „das gibt dir Kraft“. Und sie erwarten schadenfroh, dass der Fremde versucht, das Ei zu essen, aber letztlich mittendrin aufgibt.
Doch meiner Freundin und mir steht der Sinn nicht nach Enteneiern, sondern nach Korallenfischen und ihrem artenreichen Zuhause. Gerade jetzt in den Abendstunden steht das restliche Licht schön auf dem Hausriff des Dolphin House Hotels in Moalboal auf der Westseite der Insel Cebu.