Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

von Ret Talbot

Niemand kann sagen, wie Rotfeuerfische der Gattung Pterois, die ursprünglich im Indischen und Pazifischen Ozean zu Hause sind, in den Westatlantik gelangten. Manche verweisen auf Meeresaquarianer, die Exemplare ausgesetzt hätten, andere vermuten die Ursache im Ballastwasser von Frachtschiffen, das im Hafen von Miami abgepumpt wurde. Einige erheben sogar Vorwürfe gegen skrupellose Tauchstationen oder Strandhotels.

Von jenen, die die Ursachen für die Rotfeuerfisch-Invasion gern außerhalb der Meeresaquaristik finden möchten, wurden zahlreiche Theorien bemüht, von denen einige mit großer Verbissenheit so lange wiederholt wurden, dass sie heute schon die Aura der Wahrheit zu haben scheinen. Wer nachts lange genug wach bleibt, wird in diesen Kreisen früher oder später sicher die Geschichte von dem Tauchveranstalter in North Carolina hören, der bei einem Schiffswrack Rotfeuerfische freisetzte, um seine Tauchkunden zu begeistern. Gräbt man sich tief in Internetforen, so taucht irgendwann das Märchen von den bösen Menschen auf, die Rotfeuerfische gezielt aussetzten, um später die Jungfische für den Aquaristikhandel fangen zu können. Versammelt man einige Meeresaquarianer an einem Tisch und lässt sie fachsimpeln, hört man sicher irgendwann die Geschichte des großen öffentlichen Aquariums, dessen Anlage durch Hurrican Andrew so schwer beschädigt wurde, dass eine kleine Gruppe Rotfeuerfische in die Briscayne Bay entkommen konnte. Andere verweisen auf mangelnde Sicherheitsvorrichtungen einer großen, künstlich erstellten Rifflagune bei einem bekannten Casino auf den Bahamas, aus dem Pterois-Laich ins offene Meer gespült wurde. Der am häufigsten zitierte Sündenbock ist jedoch das Ballastwasser der Frachtschiffe.

Bevor wir uns näher mit der Ballastwasser-Theorie befassen, will ich zunächst darauf hinweisen, dass es sich bei den übrigen Theorien sämtlich um Gerüchte und substanzlose Anekdoten handelt. Jeder Befragte, mit dem ich sprach, gab zu, die betreffende Geschichte aus zweiter oder dritter Hand gehört zu haben. Für keine der Geschichten ließen sich Belege finden, und DNA-Vergleiche konnten sogar nachweisen, dass die Populationen in North Carolina von jenen in Florida abstammten. Der Bericht über den geschäftstüchtigen Aquaristikfachhändler, der in Florida Rotfeuerfische aussetzte, um eine billige Quelle für Verkaufstiere zu haben, könnte in Indonesien glaubhaft sein, denn dort ist diese Praxis bisweilen anzutreffen. Doch für ein solches Vorgehen in Florida fehlen sämtliche Beweise.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 94