Mesophotische Rotmeerkorallen offenbaren eine Vielfalt an Fluoreszenzpigmenten
von Prof. Dr. Jörg Wiedenmann & Dr. Cecilia D’Angelo
Fluoreszenz von Korallen ist ein physikalisches Phänomen, das z. B. aus der Flachwasserzone der Riffe als Lichtschutz bekannt ist. Offenbar erfüllt sie bei diesen Nesseltieren jedoch noch ganz andere Funktionen, wie die Entdeckung fluoreszierender Tiefwasserkorallen vermuten lässt.
Flachwasserkorallen sind bekannt für ihre Fluoreszenz, die Eigenschaft, bei Beleuchtung mit kurzwelligem violetten oder blauen Licht längerwelliges Licht im grünen bis roten Spektralbereich zurückzustrahlen. Die Fluoreszenz in Nesseltieren wird zumeist durch Proteinpigmente hervorgerufen, die mit dem grün fluoreszierenden Protein aus der Leuchtqualle Aequorea victoria verwandt sind. In Flachwasserkorallen wie Acropora sp.dienen diese Farbstoffe zusammen mit den biochemisch ähnlichen, jedoch nicht fluoreszierenden rosa, violetten oder blauen Chromoproteinen dem Schutz der symbiontischen Algen vor zu viel Sonnenlicht (D’Angelo et al. 2008, 2012; Smith et al. 2013).
Die Menge an Farbstoffen, die von diesen Korallen produziert wird, ist von der Intensität des eingestrahlten Blaulichts abhängig (D’Angelo et al. 2008). Daneben bestimmt die genetische Ausstattung die Farbigkeit der Korallen: Je mehr funktionelle Kopien der Farbstoffgene eine Koralle besitzt, desto farbiger wird die sie, wenn genügend Licht die Produktion der Farbstoffe stimuliert (Gittins et al. 2015).