Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

Text und Fotos: Than Thein

Maxi-Mini-Anemonen gehören zu den farbenprächtigsten Seeanemonen, die man im Aquaristikfachhandel findet. Sie sind pflegeleicht, fangen keine Aquarienfische und lassen sich leicht künstlich vermehren, so dass im Laufe der Zeit zahlreiche Tiere mit besonders schönen Farbkombinationen in den Aquaristikfachhandel gelangen sollten.

Zum ersten Mal sah ich diese Tiere in einem Ausstellungsaquarium auf einer Handelsmesse. Sorgfältig aufgereiht fand ich zahlreiche Polypen mit einem Kaleidoskop schillernder Farben, und spontan hielt ich es für die farbenprächtigsten Scheibenanemonen, die ich jemals gesehen hatte. Ich pflege schon seit langer Zeit Riffaquarien, und da kommt es nicht besonders oft vor, dass ich über sessile Wirbellose stolpere, die mir völlig unbekannt sind. Diese Polypen wirkten auf mich wie eine Kreuzung zwischen Ricordea florida und einer exotischen Rhodactis-Farbmorphe. Der Messeaussteller, der das Schaubecken betreute, berichtigte mich aber schnell: Bei diesen Tieren handelte es sich nicht um Scheibenanemonen der Ordnung Corallimorpharia, sondern um eine Seeanemonenart.

Als ich erfuhr, dass sie als Maxi-Mini-Anemonen bezeichnet werden und zu den Teppichanemonen zählten, Familie Stichodactylidae, war ich sehr erstaunt. Obgleich sie nur Durchmesser von rund 10 cm erreichen, waren sie doch mit den großen und aquaristisch sehr bekannten Teppichanemonen der Gattung Stichodactyla verwandt. Besonders S. haddoni und S. gigantea sind berüchtigt für ihre Gefräßigkeit, die sie im Aquarium bisweilen sogar zu Räubern werden lässt.

Eine große Teppichanemone kann durchaus auch Fische erbeuten, sogar schwimmkräftige Arten wie Doktor- oder Kaiserfische. Sie sind extrem „klebrig“ – auf ihrer Körperoberfläche befinden sich Millionen von Nematocysten, und sobald ein Fisch an ihren Tentakeln hängen bleibt, wird er schnell in den Gastralraum gezogen. Ich vermute, dass nur wenige sessile Wirbellose so perfekte Beutefänger sind wie die Teppichanemonen. Das bedeutet natürlich, dass dem Aquarienpfleger beim Besatz eines Aquariums, in dem sich eine Teppichanemone befindet, Beschränkungen auferlegt sind. Darum werden sie oft in Artenbecken gesetzt, gemeinsam mit jenen Tieren, die gewöhnlich als Kommensalen oder Symbionten in Seeanemonen leben, z. B. Clownfische, Partnergarnelen oder kommensale Krebse.

Noch erstaunter allerdings war ich, als ich erfuhr, dass diese Maxi-Mini-Teppichanemonen, die damals als Stichodactyla tapetum angeboten wurden (allerdings mit noch sehr unsicherer Gattungsbestimmung), dieselbe aggressive Beutefangmethode praktizierten wie ihre großen Verwandten. Aber wie so oft in der Korallenriffaquaristik war eine Schwarzweiß-Sichtweise hier unpassend: Diese kleinen Seeanemonen waren zwar ebenso „klebrig“ wie ihre großen Vettern, was sie zu potenten Beutefängern machte, unterschieden sich in ihrem Verhalten im Aquarium von den großen Vettern jedoch erkennbar.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ausgabe 96