Das Meerwasseraquaristik-Fachmagazin KORALLE bietet jedem Meerwasseraquarianer eine Fülle interessanter, fundierter und modern gestalteter Beiträge. Es werden die unterschiedlichsten Aspekte behandelt: Aquarienpraxis, Haltung und Vermehrung einzelner Arten, biologische Hintergrundberichte, Aquarientechnik und -chemie, Neues aus der Wirtschaft, Buchmarkt, Reportagen und Reiseberichte, Interviews und vieles mehr; alles leicht verständlich, allgemein interessant und unterhaltsam. Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich.

1sanddollar_reefmixSanddollars – das sind die flachen, sandbewohnenden Seeigel, die eigentlich gar nicht wie richtige Seeigel aussehen, weil sie keine Stacheln besitzen und daher überhaupt nicht „igelig“ wirken. Als Pfleglinge in Meerwasseraquarien sind die unscheinbaren Tiere dennoch sehr beliebt, obwohl sie sich die meiste Zeit im Bodengrund verbergen und kaum zeigen. Das liegt daran, dass sie sich von organischen Partikeln im Sand ernähren, also z. B. von Futterresten, und den Sandboden somit sauber halten.

Insgesamt muten Sanddollars mit ihrem starren, aus Kalkplättchen zusammengesetzten Skelett sehr unbeweglich an. Die Mundöffnung befindet sich an der Unterseite des flachen Körpers, und es erscheint nahezu unmöglich, dass sich ein solches Tier von alleine wieder aufrichten kann, wenn es einmal auf den Rücken gefallen sein sollte.

Das wäre aber fatal, denn dieser Fall kann durchaus eintreten: Im Aquarium etwa, wenn der Sanddollar einmal an einer Glasscheibe hochgeklettert ist (dies kommt tatsächlich manchmal vor), herunterfällt und auf der „falschen“ Seite landet. In freier Wildbahn kann dies ebenfalls passieren, etwa wenn der Sanddollar von einem im Sand wühlenden Räuber (z. B. Drückerfisch) umgedreht wird.

Natürlich wäre es eine evolutionäre Fehlentwicklung, wenn sich Sanddollars wirklich nicht alleine aus dieser misslichen Lage befreien könnten. Sie können es also! Aber wie?

Das Geheimnis sind die sogenannten Zilien. Dies sind feine Härchen, die den gesamten Körper überziehen und ständig „flimmernde“ Bewegungen ausführen. Sie dienen normalerweise dazu, Nahrungspartikel aufzunehmen und in Richtung der Mundöffnung zu befördern. Mit ihrer Hilfe kann ein Sanddollar aber auch andere Partikel bewegen, z. B. Sandkörner.

Ist ein Sanddollar nun tatsächlich einmal auf den Rücken gefallen, beginnt er sofort, mit seinen Zilien Sandkörner auf einer Seite seines Körpers aufzunehmen und auf die andere Seite „abzutransportieren“. Auf diese Weise entsteht langsam, aber sicher eine kleine Kuhle im Sandboden. In diese lässt sich der Sanddollar hineingleiten und gräbt solange weiter, bis das Loch so tief ist, dass er senkrecht darin stehen kann. Hat er diesen Zustand erreicht und trägt nun noch einige Sandkörner mehr ab, kippt er ganz von alleine um und landet wieder auf der „richtigen“ Seite. Die Bildserie zeigt diesen Vorgang, aufgenommen im Aquarium der KORALLE-Redaktion.

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Es ist wirklich erstaunlich, welche immense Leistung und Kraftanstrengung ein solcher Seeigel nur mithilfe seiner winzigen, teils nur wenige Millimeter langen Zilien erbringen kann! Die gesamte, hier dokumentierte Szene hat insgesamt gerade einmal 10 Minuten gedauert.

Inken Krause

Bildnachweis:
alle Fotos: I. Krause